Naturerhaltung + Heimatpflege Schöllbronn e.V.
 

Erlebte Geschichte

Veranstaltung unter dem Thema "60 Jahre danach - Zeitzeugen berichten"

am Dienstag, 26. April 2005

Begrüßung durch Helena Hirzler, der Leiterin des Altenwerks:

Liebe Senioren, liebe Gäste,
ich begrüße Sie und heiße Sie herzlich willkommen an diesem Nachmittag. Unser Thema: "Zeitzeugen berichten - 60 Jahre danach". Wie kommt man dazu, solch ein Thema einzubringen? Der Anstoß dazu kommt von Heinz Pf.. Er rief mich an und meinte: "Lassen Sie in Ihrem Altenwerk die Leute von der Einnahme von Schöllbronn vor 60 Jahren erzählen". Ich gehe noch weiter und möchte diese Berichte dokumentieren, um sie der Nachwelt zu erhalten. Weder in der Chronik von Schöllbronn noch im Rathaus und im Pfarramt fand ich Aufzeichnungen, die über diese Ereignisse berichten. Warum auch immer, darüber wissen wir nichts. Ich habe verschiedene Fragen vorbereitet, zu denen Sie Stellung nehmen dürfen. Bevor wir in das eigentliche Thema einsteigen, blicken wir zurück: Im August 1944 hielt Josef Goebbels (Propagandaminister) eine Rede im Berliner Sportpalast, die in der Frage gipfelte: "Wollt ihr den totalen Krieg?" Die Antwort kennen Sie alle. Daraufhin fingen die alliierten Streitkräfte an, unsere Städte massiv zu bombardieren und die Tiefflieger (Jabos) schossen auf alles, was sich bewegte. Ein paar Erinnerungen: Karlsruhe erlebte 135 Angriffe, davon 13 Großangriffe, im gesamten Krieg. Im Dezember 1944 (4. Dez.) den schlimmsten (Karlsruhe war Gauhauptstadt). Tausende von Bomben fielen auf die Stadt, es gab Flächenbrände, Häuser und Straßen versanken in Schutt und Asche. Pforzheim erlebte seinen schwersten Luftangriff am 23. Februar 1945. Dabei kamen 17 600 Menschen -1/4 der Bevölkerung - ums Leben. Bruchsal wurde am 1. März 1945 durch einen Großangriff zerstört. Schloss und Stadt waren ein Trümmerhaufen. Nachdem die Franzosen die Erlaubnis der alliierten Streitmächte bekamen den Rhein zu überschreiten, besetzten sie Dörfer und Städte hier im Südwesten, wobei die versprengten Truppen der deutschen Armee des Volkssturms und der HJ unterschiedlichen Widerstand leisteten.

Olga Pf.:
Ich bin Jahrgang 1920, war also beim "Einmarsch" der Franzosen in Schöllbronn 25 Jahre alt, verheiratet und wohnte bei meinen Eltern in der damaligen Hauptstraße 67 (jetzt Moosbronnerstraße).Mein Mann war Soldat an der Ostfront.
Nach dem schweren Luftangriff auf Pforzheim im Februar wurden wir nachts ständig von Bombenflugzeugen überflogen. Weil unser Keller ungeeignet war als Schutzraum, verbrachten wir die meisten Nächte in dem am Haus angebauten massiven Schweinestall. Dieser durfte seit Kriegsbeginn als solcher nicht mehr verwendet werden, weil private Schweineschlachtung nicht erlaubt war.
Nach der Einnahme von Ettlingen kamen die französischen Truppen, vor allem Marokkaner, nach Schöllbronn. Alle Einwohner hatten Angst, vor allem Frauen und Mädchen. Eine Anzahl von ihnen zog sich zurück ins damalige Schwesternhaus, weil sie sich dort sicherer fühlten. Verschiedene Einwohner fuhren mit Handwagen, auf denen sie einige Habseligkeiten verladen hatten, in den Wald, um sich dort vor Bomben oder Beschuss zu schützen. Auch unsere Nachbarn vom damaligen Postgebäude waren dabei. In ihrem Haus, wie in einigen Häusern der Stefanienstraße und anderswo schlugen Brandbomben ein und richteten Gebäude- und Hausratschäden an. Mein Vater half beim Nachbarhaus bei der Bergung von Hausrat und bei den Löscharbeiten.
Ich hatte es plötzlich satt jede Nacht im Saustall zu verbringen, obwohl es meine Eltern unbedingt wollten. Eines Nachts blieb ich also in der Wohnung. Und in dieser Nacht tauchte ein Marokkaner im Saustall auf und suchte „Frau". In die Wohnung drang er nicht ein. War es eine Ahnung, ein gütiges Geschick oder wie soll ich es sonst nennen? Jedenfalls waren wir alle mehr als froh darüber, zumal es sich herumgesprochen hatte, dass es Vergewaltigungen gegeben habe.
Das ist eigentlich alles, was ich von der „Einnahme" mitbekommen habe. Was bei uns sonst noch alles vorgefallen ist, haben andere Zeitzeugen direkter erlebt.

Erinnerungen an die Einnahme von Schöllbronn Sonntag/Montag 8./9. April 1945
Maria D. (Jahrgang 1935):
8. April - Weißer Sonntag
Dieser wurde von Pfarrer Fettig in weiser Voraussicht bereits am Ostermontag durchgeführt. An diesem Sonntag fielen laufend Bomben. Gegen Mittag fiel eine Bombe in unser Nachbarhaus, die Post. Es gab ein Loch von oben bis unten. Mehrere Häuser der Stefanienstraße wurden von den Jabos( Jagdbomber ) beschossen.
9. April - Montag.
Alle schliefen im Keller wie die Tage zuvor, auf einmal kamen gegen 9 Uhr Leute - sämtliche Häuser sollen verlassen werden - in 10 Minuten soll das Dorf leer sein. Dies war aber - wie sich später herausstellte - eine Fehlmeldung. Es sollte heißen: in 10 Minuten sollen die Straßen leer sein und alle Bewohner im Keller.
Die Leute rannten daraufhin zum Wald in Richtung Steinig. Auch unsere Familie packte den Kinderwagen mit Esswaren (Linzertorten - waren vom Weißen Sonntag übrig - und Brote) usw. Wir sind aber nur bis zum Wagner Konrad gekommen, weil dauernd ein Rad vom Kinderwagen absprang.
Ein Teil der Leute kam wieder vom Wald zurück, weil sie von deutschen Soldaten zurückgeschickt. wurden mit den Worten „Was wollt ihr alle im Wald?"
Auch wir gingen wieder zurück in den Keller. Kaum im Keller ging die Schießerei und Bombardierung erst richtig los. Die Franzosen kamen von der Aug herauf. Zwischendurch gab es eine kurze Pause, es wurde nicht mehr geschossen. Wir gingen aus dem Keller, dann sahen wir das halb zerstörte Haus von Schuhmacher L. in der Stefanienstraße und mitten in der Straße einen Bombentrichter, so wie einen weiteren in der Wiese neben dem Haus von  Blasius O..
Danach mussten wir wieder in den Keller, weil die Schießerei weiter ging. Es war so gegen 12 Uhr. Kurz danach hörten wir von der Post her Laute von den Kühen und den Geißen und es roch nach Rauch. Meine Mutter forderte die beiden Männer (Opa K. und Joachim L.) auf nachzuschauen. Doch es schien ihnen angesichts der Schießereien zu gefährlich. Meine Mutter und Tante R. machten die Kellertür auf: Rauch kam aus dem Seitengang zur Post. In diesem Moment gingen die ersten drei Franzosen vorbei und unsere Tante R. hat gleich die weiße Fahne gehisst und die Franzosen fragten, wo die „allemagne"-Soldaten hingingen. Sie antworteten: geradeaus.
Die Post brannte inzwischen lichterloh. Opa und Joachim konnten nur noch die Geiß retten, sperrten diese in den gegenüber liegenden Saustall. Inzwischen kamen auch noch Leute aus der Nachbarschaft, aber retten konnten sie nur wenig. Die Leute aus der Post waren im Wald. Unserer Mutter gelang es mit einer Wasser-Handspritze den Funkenflug von unserem Haus abzuhalten. Im Saustall, in den die Geiß eingesperrt wurde, stand ein Eimer Schweineschmalz, den diese bis zum nächsten Tag aufgefressen hatte.
Wir mussten dannen in das Nachbarhaus in den Keller bei M., weil immer noch geschossen wurde. Die Franzosen marschierten laufend durch den Ort. In unserer Stefanienstraße brannte noch das Haus von A., wir konnten aber nicht dorthin, da der Bombentrichter dazwischen lag.
Gegen Abend kamen die Leute wieder aus dem Wald und mit großem Schrecken sahen sie die Zerstörungen und unser Nachbarn das zerstörte Haus.
In der darauf folgenden Nacht war es anfangs etwas ruhig, auf einmal gab es einen Schlag, so dass wir dachten es ist alles vorbei. Wir eilten schnell aus dem Keller. Die ganze Stefanienstraße lag voll glühender Kohlen. Die glühende Kohle stammte von der Bombe aus dem Posthaus, die sonntags durch das ganze Haus fiel und jetzt erst beim Brand am folgenden Tag explodierte. Unsere ausgebombten Nachbarn B. und Familie wurden dann im Keller des Kindergartens untergebracht.

Pfarrer und Bürgermeister:
Herr Pfarrer Fettig stellte im Pfarrhaus-Keller das „Allerheiligste" aus. Beim Einmarsch hisste er die weiße Fahne.
Der Bürgermeister hisste ebenfalls die weiße Fahne vor dem Rathaus. Einige Kurz-Aussagen seien hier wiedergegeben:
 Eugen H. (Jahrgang 1938):
Die französischen Soldaten schenkten ihm und anderen Buben Schokolade. Der Großvater verbot ihnen, diese zu essen, weil sie vergiftet sein könnte. Wir aßen sie heimlich.

Kurt H. (Jahrgang 1933):
Die Franzosen schossen in den Keller der Gaststätte „Krone", dabei durchlöcherten sie die Weinfässer. Seine Mutter verteilte den in Eimer aufgefangenen Wein an die Nachbarschaft.

Josef W. (Jahrgang 1932):
Ein Ministranten-Erlebnis: Pfarrer Fettig ließ mich holen, ich müsse am nächsten Morgen ministrieren. Meine Mutter begleitete mich zur Kirche, mein Erstaunen war groß, dass nicht Pfarrer Fettig, sondern ein fremder Priester die Heilige Messe feierte. Es war ein französischer Priester und wir feierten gemeinsam nach dem lateinischen Ritus. Er machte es ja genauso wie unser Pfarrer Fettig und schon war man einander näher gekommen.

Theresia W. (Jahrgang 1937):
Die Franzosen kamen die Hauptstraße entlang. Sie beschlagnahmten die Häuser entlang der Straße, um gute Übersicht zu haben. Die Bewohner wurden ausquartiert oder in kleinen Räumen im eigenen Haus geduldet. Ich sah Panzer durch die Straße fahren, die Hühner auf dem Kotflügel baumeln hatten. Meine Mutter durfte für eine Stunde die Wohnung verlassen, um die Kühe zu versorgen. Als die Franzosen unsere Wohnung verließen, mussten wir erst das Chaos aufräumen, sogar Hühner fanden wir im Schrank.

Anna L. (Jahrgang 1918):
Wir waren am 9. April 1945 im Keller bei K. (Hugo), meine Schwester Marie, mein Vater und ich. Dieser Keller war uns zu unsicher und wir gingen in den Pfarrhaus-Keller. Dort wurde mein Vater von den Franzosen herausgeholt und mitgenommen. Ich lief hinterher und schrie: „Vater, Vater" - Da drehte ein Soldat sich um und richtete das Gewehr auf mich. Mein Vater rief zurück: „Anna, Anna geh weg!" Mein Vater kam nach ein paar Tagen zurück, in Ludwigsburg wurde er zwischenzeitlich festgehalten. Diesen Bericht bestätigte Maria, Annas Schwester (Jahrgang 1930).

Liesel M. (Jahrgang 1927)):
Wir waren im Pfarrhaus-Keller, er war unser Schutzraum. Die Franzosen kamen herein und fragten: „SS?" Meine Schwester hatte noch einen Laib Brot unter dem Arm, weil sie glaubte dieses SS bedeute essen. Sie aber suchten nach deutschen Soldaten. Meinen Vater nahmen sie mit, sie dachten er gehöre zum Volkssturm, ließen ihn aber bald wieder frei. Bevor die Franzosen in den Keller kamen, befahl unser Vater (wir waren fünf Mädchen): „Versteckt euch im hintersten Kellereck". Wir gehorchten, obwohl wir nicht genau wussten, warum wir das tun sollten.

Maria L. (Jahrgang 1924)/Marie W. (Jahrgang 1927):
Einige Einwohner gingen in den Wald, mit dabei war Erika L., Petrus Sch. und Franziskus. Die drei Personen gingen ins Dorf zurück, um nachzusehen wo es brennt. Plötzlich drehte sich Erika L. um und lief in den Wald zurück. Franzosen riefen ihr nach (wahrscheinlich sollte sie stehen bleiben), sie schrie zurück „ich deutsch", dabei wurde sie von einer Kugel der Soldaten getroffen und getötet.
Auf einem Karren wurde der Leichnam zum Friedhof geschoben. Es war noch Ausgangssperre, so dass nur der Pfarrer unter französischer Aufsicht die Beerdigung vornehmen konnte.

Hedwig O.(Jahrgang 1930):
Mit meiner Mutter - der Vater war im Krieg - und der Nachbarsfrau saßen wir im Keller bei Roman K.. Anna L., die Nachbarsfrau, hatte zwei kleinen Kinder (1 Jahr und 6 Wochen). Der Säugling lag im Stubenwagen, der noch Holzräder hatte, mit denen man schlecht vorwärts kam. Erst wollten wir in den Wald, entschlossen uns dann aber doch für den Keller. Im Keller hielten sich noch Volkssturm-Männer auf. Die Franzosen schossen durch das Kellerfenster in den Keller. Mich traf eine Kugel am Fuß, die zuvor an der Decke abgeprallt war. Erst als ich aufstand und gehen wollte, bemerkte ich den blutenden Fuß. Die Apothekerin, die auch im Keller war - sie sprach französisch - verhandelte mit den Besatzern, aber es gab keine Erlaubnis für eine Behandlung im Krankenhaus. Nach 6 Wochen heftiger Schmerzen operierte mir die Krankenschwester der örtlichen Krankenstation die Kugel aus meinem Fuß. Bis dahin sorgte die Apothekerin für die notwendige Versorgung der Wunde.
Durch die Vermittlung der Apothekerin kam es zur Rückgabe einer Uhr an den rechtmäßigen Besitzer.
Meine Mutter durfte abends für eine Stunde nach Hause, um die Ziegen zu versorgen. Als wir in unser Haus zurück durften, trafen wir ein heilloses Durcheinander an.

Erlebnisse der Familie A. bei der Einnahme von Schöllbronn am 9. April 1945
durch die französischen Truppen:
Wir wohnten zur damaligen Zeit in der Stefanienstraße 73, im Erdgeschoss unseres Hauses. Im oberen Stock wohnte die Schwester unseres Vaters, Tante A. mit ihrer Familie.
Am Morgen des Einnahmetages von Schöllbronn kam Tante A.s Mann „Karl" mit dem Gerücht nach Hause, die Bevölkerung solle den Ort verlassen und sich im Wald aufhalten. Unsere Mutter Veronika wollte daraufhin mit uns Mädchen Maria 18 Jahre, Rösle 15 Jahre, Trudel 9 Jahre und Renate 8 Jahre (letztere war ein Waisenkind aus Karlsruhe, das bei uns in Pflege war) ebenfalls in den Wald. Wir hatten einen zweirädrigen Karren, den wir mit unserem Nötigsten beluden.

Als wir zur Dreschhalle kamen (heute Kfz-Werkstatt W.) hielten sich dort deutsche Soldaten auf. Ein Soldat fragte unsere Mutter, wo sie denn mit uns hin wolle. Sie sagte, die Bevölkerung solle das Dorf verlassen und sich im Wald aufhalten. Daraufhin erwiderte einer: „Gehen sie schnell mit ihren Kindern nach Hause und bleiben sie im Keller bis alles vorbei ist". Wir kehrten um, gingen aber nicht nach Hause, sondern in den Schwesternkeller. Unsere Mutter war der Ansicht, dass wir im Keller des Schwesternhauses sicherer sind, da sich im Hause Ordensschwestern befanden, im Nähsaal ein Lazarett eingerichtet und oben auf dem Dach ein großes weißes Tuch mit einem roten Kreuz angebracht war. Es hielten sich im Keller noch viele andere Leute auf, die alle dorthin geflüchtet waren.
Als die Schießerei schon im Gange war, kam eine Nachbarin von uns, Helene N., mit ihren Kindern und ihrer Mutter noch in den Keller gerannt und sagte: „Das A.-Haus brennt". Daraufhin liefen Maria und Rösle, während des Straßenkampfes jede mit einem weißen Tuch in der Hand, vom Schwesternkeller zu unserem brennenden Haus, um zu retten, was noch zu retten war. Mutter blieb bei Trudel und Renate im Keller zurück. Es grenzt an ein Wunder, dass Maria und Rösle dies ohne Schaden zu nehmen überlebten. Sie wurden beim Ausräumen unserer Wohnung vom Nachbar Severin O. (Vater unseres heutigen Kirchenmessners Egon O.) und dessen Sohn Werner unterstützt, die ihnen zu Hilfe eilten.
Unser Haus brannte bis auf die Grundmauern nieder und nur deshalb, weil sich deutsche Soldaten im Hausflur verschanzt hatten und von dort die ankommenden französischen Truppen beschossen, die sich vom Moosalbtal näherten und diese daraufhin das Feuer erwiderten. Tante A.s Kühe konnten aus dem Stall gerettet werden, unseren Ziegen war leider nicht mehr zu helfen.
Am Abend gingen die meisten vom Schwesternkeller wieder in ihre Häuser zurück. Wir verbrachten noch eine Nacht im Keller des Schwesternhauses, da wir ja keine Wohnung mehr hatten und zwei weitere Nächte bei einem Bruder unserer Mutter, Onkel Robert und dessen Frau Tante Fanny, notdürftig auf dem Fußboden, bis wir in eine Wohnung einzogen. Diese Wohnung gehörte einer Tante unserer Mutter, die kurz vorher verstorben war. Trotz heftigem Widerstand der Erben, ließ sich unsere Mutter nicht abhalten, mit kräftigem Beistand ihrer Schwester, unserer Tante Rosa F., diese Wohnung mit uns Kindern zu beziehen.
Vater Julius kam im Oktober 1945 aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Durch das Rote Kreuz in Ettlingen erfuhren wir, dass sich unser Bruder Josef in französischer Kriegsgefangenschaft befindet, aus welcher er im Jahre 1948 zu uns zurückkehrte.
1950 konnten wir wieder in unser neu erbautes Haus einziehen.
gez. Rösle B. geb. A. (Jahrgang 1930) und Edeltraud (Trudel) Sch. geb. A. (Jahrgang 1936)



Christa H. (Jahrgang 1940):
Wir saßen beim heim Mittagessen, es gab Makkaroni - Teigwaren gab es nur am Sonntag, Plötzlich fiel Dreck und Staub auf mein Essen. Seit damals kann ich keine Makkaroni  mehr essen.
Im Keller von Hans L. hielt sich ein Heinz F. auf, ein Verwandter aus Lahr-Dinglingen. Als die Franzosen in den Keller schossen wurde Heinz (12 Jahr alt) tödlich verletzt. Er wurde mit dem Lange-Karch (zweirädriger Wagen) zum Friedhof gekarrt.
Von verschiedenen Personen wurde außerdem berichtet:
Es kam doch zu Vergewaltigungen. Die betroffenen Personen leben jedoch nicht mehr. Geplündert wurden Lebensmittel.

Bericht der Leiterin des Altenwerks/
Helena Hirzler (Jahrgang 1925):
Ich erlebte den Einmarsch der Franzosen und Marokkaner im großelterlichen Haus in Welschingen (Hegau - Kreis Konstanz). Drei oder vier Franzosen, darunter ein Marokkaner, kamen gegen Abend ins Haus. Sie brachten ihre geschlachteten Hühner mit und bereiteten sie in Großmutters Küche zu. Wir durften die Küche nicht verlassen. Ich saß auf der Treppe, die zum Obergeschoss führte. Plötzlich kam der Marokkaner auf mich zu und sagte: „Du keine Angst" und drückte mir ein Stück Kernseife (amerikanischen Ursprungs) in die Hand. Dieses Stück Seife befindet sich heute noch in meinem Besitz.

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